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Sailing Dilly-Dally

Von Plänen, geschrieben

bei Ebbe in den Sand​

to dilly-dally (engl.) | trödeln, bummeln (deutsch)

Der Bootsname ist bei uns Programm. Dabei taufte der Vorbesitzer die Moody 425 bereits auf diesen bezeichnenden Namen. Als wir dann mit der Dilly-Dally im Sommer 2022 in der Türkei aufbrachen, wussten wir noch nicht, wohin die Reise geht - und vor allem wie lange sie dauern wird. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Poetisch könnte man sagen, wir leben im Hier und Jetzt. Dabei sind wir einfach ziemlich schlecht im Planen.

Die Dilly-Dallys

Man kann sagen, wir sind eine bunte Truppe. Die Dilly-Dally ist eine britische Moody 425, gebaut 1988 in Plymouth, ihr Heimathafen aber ist seit 2018 Sankt Peter-Ording am friesischen Nordseestrand. Jens, der Skipper, hält sich für einen Norddeutschen, obwohl er eigentlich in Düsseldorf geboren wurde. Arzum ist Türkin, wuchs aber in Deutschland auf. Und Miço, die Bordhündin, ist eine rassige Latina aus der Dominikanischen Republik, aber wiederum kein Rassehund. Wir wissen nur, dass ihre Mutter ein kleiner Chihuahua war. Warum sie aussieht wie ein eingelaufener Dobermann überlassen wir der Fantasie. Der Name der Latina ist allerdings Türkisch und heißt so etwas wie "Leichtmatrose". 

Dass die Dilly-Dallys (meist ist es einfacher sich den Bootsnamen zu merken als die Vornamen der Crew) zusammen durch die Welt segeln, ist einem Burnout zu "verdanken". Und so beginnt die Geschichte der Dilly-Dally eigentlich an einer roten Ampel in Berlin. Herzklopfen, Schweißausbrüche, Panikattacken. Es ist der finale Moment einer sich schon lange abzeichnenden Entwicklung. Für mehrere Monate ans Haus gefesselt, kehrt Jens noch einmal in seinen Job zurück. Aber nichts ist mehr wie es mal war. 2018 kündigt er den Job, verkauft seine Wohnung und lebt fortan auf einem Segelboot.

 

In der Türkei kauft er die Dilly-Dally und lernt wenig später in der Marina von Kaş Arzum kennen. Soweit die Kurzversion, die lange füllt ein ganzes Buch: "Tausche Büro gegen Boot", erschienen im DuMont-Verlag. Nach der Covid-Pandemie beschließen einige befreundete Segler, das Mittelmeer zu verlassen. Und da die Dilly-Dally-Crew gerade nichts Besseres vorhat, segelt sie einfach mit. Zusammen mit Bordkater Oğluş und Bordhündin Çingene. Wohin und für wie lange, das steht in den Sternen. 

 

Doch die funkelten nicht immer. Gleich in den ersten Wochen zogen dunkle Wolken am Horizont auf. Wortwörtlich, weil die Dilly-Dally noch im Mittelmeer von einigen schweren Unwettern überrascht wird und eine Reparatur der nächsten folgt. Und sprichwörtlich, weil in Almerimar der geliebte Bordkater Oğluş von einem Morgenspaziergang nicht zurückkehrt. Er ist im Hafenbecken ertrunken.

 

Trotzdem geht die Reise über den Atlantik weiter. Jetzt eben zu dritt. Kleiner Werbeblock: Auch dazu gibt es ein Buch."Einmal Atlantik. Mit Alles! Warum wir von der Türkei in die segelten und erstmal einen Döner aßen". Zu bestellen, unter anderem, bei uns im Shop.

 

Mittlerweile sind wir die dritte Hurrikansaison in der Karibik. Wo genau, das zeigt die Karte, zu finden auf der Webseite unter "Unsere Position". Nach anfänglichen Start- und Begeisterungsschwierigkeiten in der Karibik und zwischenzeitlichen Tiefpunkten, Bordhündin Çingene ist auf den Bahamas im betagten Alter von 15 Jahren verstorben, fühlen wir uns pudelwohl. Auch Dank Leichtmatrose Miço, die uns - und nicht wir sie - im Tierheim in Luperon adoptiert hat. Wohin die Reise weitergeht, wir wissen es noch nicht. Pläne von Seglern, das haben wir mittlerweile gelernt, sind eben wie bei Ebbe in den Sand geschrieben. Sie haben nur Bestand bis zur nächsten Flut oder der nächsten Welle.

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Über mich

Jens Brambusch, Jahrgang 1972, ist studierter Islamwissenschaftler und arbeitete viele Jahre als Reporter  bei der Financial Times Deutschland (FTD) und dem Wirtschaftsmagazin Capital . Ausstieg 2018. Seitdem Buchautor und freier Journalist. Schreibt noch gelegentlich für Magazine wie Stern, Spiegel oder Capital, regelmäßig für das Wassersportmagazin Float. 

 

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