Das Rätsel um den toten Segler
- Jens Brambusch
- 30. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Die bedrückendste Begegnung unserer Reise hatten wir in Kolumbien. Dort trafen wir Anfang Januar 2024 Magnus Reslow. Der schwedische Segler lebte seit Jahrzehnten seinen Traum, bis er vor Blanquilla von Piraten überfallen wurde. Ich interviewte ihn in Santa Marta, stellte das Video online. Es wurde seitdem knapp 170.000 Mal aufgerufen. Die Anteilnahme an Magnus' Schicksal war groß, weshalb wir eine Spendenkampagne für ihn ins Leben riefen.
Es schien, als würde sich alles zum Guten wenden. Magnus, anfangs traumatisiert von den Überfall, blühte wieder auf. Dank der Spenden war er seinem Lebenstraum, in den Pazifik zu segeln, näher als jemals zuvor.
Sechs Wochen nach unserem Interview verließ er Santa Marta voller Pläne. Wenige Tage später fand man sein halb versunkenes Boot, unweit eine Leiche im Wasser.
Für das Floatmagazin hatte ich mehrfach über Magnus berichtet. Zunächst über den Piratenüberfall, dann über eine Spendenaktion und später, als man sein Schiff zerschellt an einem Strand fand, auch über seinen Tod und die späteren Spekulationen sowie die Ungereimtheiten bei den Ermittlungen.
Bis heute hat mich die Geschichte nicht losgelassen, immer noch stehe ich mit Magnus' Brüdern und Freunden in Kontakt. Denn immer noch ist nicht geklärt, was damals an Bord der „Dhokus“ passiert ist. Starb Magnus eines natürlichen Todes? War es ein Unfall? Oder wurde er etwa erneut überfallen und ermordet? Nur eine Obduktion würde Aufschlüsse über die Todesursache geben können. Es vergingen Monate bis zum Obduktionsergebnis. Die Pathologin stufte in ihrem Bericht den Tod als "gewaltsam" ein, was allerdings noch kein konkreter Hinweis auf ein Verbrechen ist. Lediglich wurde ein natürlicher Tod ausgeschlossen.
Doch statt klare Antworten zu geben, warf die Leichenschau neue Fragen auf. Denn untersuchte Körper, der offiziell als Magnus identifiziert wurde, wies keinerlei Ähnlichkeit mit dem Schweden auf. Nur ein Fehler? Oder versuchen die kolumbianischen Behörde etwas zu vertuschen? Und wo überhaupt ist das Schiff abgeblieben?
Selbst heute, mehr als anderthalb Jahre nach Magnus’ Tod, ist seine Leiche immer noch nicht freigegeben, Behörden mauern und Freunde und Familie in Schweden warten darauf, ihn endlich bestatten zu können. Und natürlich treibt sie eine Frage um: Wurde geschah wirklich auf Magnus' letzter Reise.
Für das Magazin Stern Crime habe ich die Geschichte noch einmal aufbereitet. Diesmal aus meiner ganz persönlichen Perspektive. Denn bis heute treibt mich die Frage um, ob es vielleicht einen Zusammenhang zwischen der Spendenaktion und seinem Tod gibt.
Erschienen ist der 14-seitige Artikel unter dem Titel „Magnus’ letzte Fahrt“ in der Ausgabe #61 (Juni 2025). Seit heute ist er auch online abrufbar (allerdings hinter der Bezahlschranke). Wer aber Interesse an einer unfassbaren Crime-Story hat, dem ist guter Journalismus vielleicht auch etwas wert. Hier geht es zum Artikel.

Update: Auch Ende August 2025 leben die Brüder und Freunde von Magnus immer noch in Ungewissheit. Am 27. August schrieb Magnus' Bruder: „Erst gestern habe ich dem Außenministerium geschrieben und gefragt, was los sei. Mir wurde dann mitgeteilt, dass unsere Kontaktperson abgelöst wurde und die neue im Urlaub sei. Ohne dass uns und unsere Angehörigen jemand davon in Kenntnis gesetzt hätte. Schrecklich! Die neue Kontaktperson, die den Fall übernommen hat, schrieb: ‚Die Botschaft bearbeitet den Fall und hat erneut eine Anfrage an die Staatsanwaltschaft geschickt. Wie Sie wissen, kann die Botschaft das Verfahren eines anderen Landes nicht beschleunigen, und wir haben derzeit leider keine weiteren Informationen.’ Das hören wir jetzt schon seit anderthalb Jahren… Im Moment weiß ich nicht, was wir noch tun können, um das Verfahren zu beschleunigen. Unserem Außenminister schreiben?“







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