Löcher vergrößern
- Jens Brambusch
- 28. Aug.
- 2 Min. Lesezeit

Löcher haben auf Booten einen eher schlechten Leumund. Aber es gibt auch Fälle, da machen Löcher durchaus Sinn. Beispielsweise im Inventar - für Kabel, Leitungen oder eben auch Sichtluken, wie jüngst bei uns an Bord. Man kann sagen, die Ausstattung unserer guten alten britischen Moody ist noch aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt. Nämlich massivem. 1988 war das noch durchaus üblich, lange bevor die Ikea-isierung sich im Serienbootsbau durchsetzte.
Der solide Innenausbau hat aber auch einen Nachteil. Das Holz ist so aufwändig verbaut, dass ein Blick hinter die maritime Kulisse kaum möglich ist, ohne das halbe Boot auseinander zu nehmen. Aber genau diesen Blick wollten wir wagen. Einerseits, weil irgendwo Wasser seinen Weg durch das Deck fand. Andererseits wollten wir einmal kontrollieren, in welchem Zustand sich die Püttinge unter Deck befinden.

Nach knapp 40 Jahren und etlichen tausend Seemeilen könnte eine Inspektion nicht schaden, dachten wir. Um regelmäßig einen schnellen Blick hinter das Holz zu werfen, wollten wir daher Inspektionsluken einbauen. Sechs an der Zahl. So klein wie möglich, aber groß genug, um eine Hand durchzustecken.
Der Rahmen unserer Luken hat einen Innendurchmesser von 11 Zentimetern, die Angabe auf unserer Lochsäge nannte die gleichen Maße. Nachdem das erste Loch gebohrt war, dann aber die Enttäuschung. Die Luke passte nicht, das Loch war zu klein. Beim Nachmessen dann die Erklärung. Die Lochsäge hatte gelogen, ihr Durchmesser war statt 11 nur 10,7 cm. Das Loch musste also vergrößert werden und mangels Feile grobkörniges Schleifpapier herhalten.

Bei einem soliden Holzausbau, die Verkleidung unserer Moody ist einen Zentimeter dick, dauert das von Hand allerdings recht lange. Erst 2,5 Stunden und geschätzt 2,5 Liter Schweiß später, war die erste Luke installiert. Fünf weitere warteten noch. In der Schwüle des Dschungels von Guatemala keinen erheiternden Aussichten.

Unser Bootsnachbar, ein Brite, gab uns aber einen Tipp: „Warum nehmt Ihr nicht eine kleinere Lochsäge und klebt auf den Aufsatz mit doppelseitigen Klebeband das Schleifpapier?“ Gesagt getan. Und das Ergebnis überzeugte. Binnen zehn Minuten waren mit dem Akkubohrer die nächsten Löcher präzise auf das richtige Maß geschleift. Geht doch!







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